Herrn
Dr. Ing. Volkmar Schilling
Steinstr. 1
98693 Ilmenau
Fax. 03677-896352
29. Nov. 99
Sehr geehrter Herr Schilling
wie Sie sicher bemerkt haben, hat mich die vorgestrige Aussage unseres Schießstand-Sachverständigen Gerd Spahlholz sehr verwundert, dass in Deutschland keine Möglichkeit bestünde, unsere Disziplin Metallsilhouette zu auszuüben, da das Beschiessen von Hartzielen generell verboten sei.
Beim Biathlon ist unübersehbar, dass auf Metallziele geschossen wird. Die Energie unserer Kurzwaffen dürfte sogar noch geringer sein, als bei den Biathlon-Gewehren.
Auch beim Bianchi-Cup bestehen die Ziele aus Metall und diese werden weit näher als Silhouetten beschossen. Trotzdem ist es eine BDMP-Disziplin, die in Deutschland ausgeführt wird.
Die deutsche Schießstand-Verordnung widmet denn auch beiden Disziplinen mehrere Seiten. Silhouette finden Sie in den aktuellen Unterlagen auf den Seiten 69 - 73. Die Unterlagen wurden von dem BDMP- Gründungsmitglied Oberst Johannes Fante erarbeitet.
Ich kann mir nicht vorstellen, dass unser Verantwortlicher für Schießstände im Präsidium weder diese Unterlagen kennt, noch weiss, dass der BDMP mehrere Silhouetten- Diszipline – auch für Kleinkaliber - anbietet.
Es mag sein, dass Ihr Vorgänger dem BDS eine Zusammenarbeit bei Silhouette angeboten hat und dabei dessen Vorherrschaft anerkennen wollte. Gegen eine Zusammenarbeit habe ich sicher nichts, habe ich doch die ersten BDS- Silhouetten- Regeln geschrieben. Wer der Bessere ist, werden sowieso die Schützen entscheiden - man sollte sich nicht in den Anfängen schon verzetteln.
Es ist sicher nicht sinnvoll, eine Sportart anzubieten, ohne eine Möglichkeit zur Ausübung im eigenen Land zu haben. Dies dürfte nicht nur bei den Behörden Verwunderung auslösen. Ich bitte Sie daher, mir beim Aufbau eines Silhouetten-Standes behilflich zu sein. Schliesslich ist der BDMP (laut V0) im Besitze einer Anlage, die bis 300 m genutzt werden kann.
Damit Sie meine Qualifikation beurteilen können, habe ich Ihnen per eMail eine Auflistung meiner Veröffentlichungen zugesandt. Natürlich nur jene der Schützenszene - die Publikationen über Elektronik allgemein und Schwingungsphysik im besonderen habe ich weggelassen.
Meinen Ruf in der Szene erkennen Sie daran, dass Jim Harris, der Herausgeber des amerikanischen "National Silhouette Report" mich soeben als offiziellen Europa-Korrespondenten angeheuert hat.
Da Silhouette nicht so schnell in Deutschland aufgebaut werden kann, werde ich weiterhin Schiessen für unsere Mitglieder in Tschechien und neuerdings auch in Frankreich organisieren. Natürlich in Zusammenarbeit mit dem zuständigen Ausland-Beauftragten, Alexander Priester. Da ich den Präsidenten der FFT gut kenne, genauso wie Präsident und Sekretär des Weltverbandes IMSSU, müssen wir nicht von unten anfangen.
Gerne würde ich mich mit Ihnen einmal über die ganze Problematik unterhalten. Telefonisch bin ich z.Zt. schlecht erreichbar, aber über Fax und eMail kurzfristig. Ich rufe dann gerne zurück.
Freundliche Grüsse
Guido J. Wasser
ANHANG:
Silhouetten-Stände
Metallsilhouetten-Schiessen wird mit Kurzwaffen laut BDMP-Handbuch
(und IMSSU Rules) in drei unterschiedlichen Sparten geschossen:
Kleinkaliber (small bore)
Schiessdistanzen 25, 50, 75 und 100 Meter. Geschossen wird im Kaliber .22 lr. oder .22 kurz.
Durch die Kurzwaffen-Läufe ist die Geschossenergie gering und erreicht meist nicht die Geschwindigkeit eines Biathlon-Gewehres.
Nicht nur diese medienwirksame Sportart wird mit Publikum und TV-Teams geschossen, sondern Silhouette kann auf den meisten Seilzuganlagen ausgeübt werden. Die Firma Spieth bietet sogar spezielle Adapter für Zwischenstopps in ihren Anlagen an. Einige Betreiber nutzen das schon, wie es Thomas Kühefuss vor rund 7 Jahren im DWJ beschrieb.
Feldpistole (field pistol)
Schiessdistanzen 25, 50, 75 und 100 Meter. Geschossen wird mit Zentralfeuer- Kurzwaffen wie .22 Hornet. .38 Spezial etc. ausschliesslich stehend. Die auftretenden Energien bewegen sich im unteren Bereich von normalen Kurzwaffenständen, da die Silhouetten nur rund 1/4 derjenigen von Grosskaliber wiegen, halb so weit weg stehen und somit keine hohe Energie zum Umwerfen benötigen.
Grosskaliber (big bore)
Schiessdistanzen 50 100, 150 und 200 Meter. Geschossen wird in speziellen Silhouetten-Kalibern wie 7 TCU, 7 GJWund 7 BR mit Pistolen und in .44 Magnum o.ä. mit Revolver.
Im Gegensatz von Gerüchten sind auch hier die Geschossenergien nicht so hoch, wie einige glauben machen wollen. Schliesslich muss damit ein 45-Schuss-Wettkampf bestritten und danach evtl. noch KK geschossen werden. Bei grossen Wettkämpfen sind schon mal 3 -4 Starts pro Tag zu absolvieren.
Generell: In den deutschen Richtlinien "Schießstandbau" steht schon seit 1995 unter "Spezielle Stände" bei Punkt 6.3 die Definition für Metallsilhouetten-Schiessen. Genauso wie für den im BDMP auch geschossenen Bianchi-Cup, der mit grosskalibrigen Pistolen absolviert wird. Explizit wird unter 6.2 das Beschiessen von Zielobjekten aus Stahl abgehandelt. Auf den Seiten 69 bis 73 wird die Anordnug der Ziele und Schützenlager inkl. exakter Maßvorgaben, sowie ein offener Silhouettenstand detailliert dargestellt.
Die speziellen Ausführungen wurden von einem Gründungsmitglied des BDMP, Oberst Johannes Fante erarbeitet und vom Arbeitskreis in die Richtlinien integriert. Der BDMP war auf mehreren Sitzungen anwesend, zuletzt am 1. September 99 in der Schiesssportschule Wiesbaden (laut Protokoll).
Es trifft also keinesfalls zu, dass in Deutschland nicht Silhouette geschossen werden kann.
Dies wäre auch um so verwunderlicher, als dieses Jahr die Europameisterschaften im Metallsilhouetten-Schiessen auf dem Bundeswehrstand von Baumholder stattfanden - schon das zweite Mal. Zusätzlich finden Trainings und Wettkämpfe, sowie jedes Jahr die DM des BDS auf offenen Ständen statt.
29. November 99 GJW
Darauf erhielt ich – auch nach mehrmaligen Mahnungen – nie eine Antwort!