UPDATE 2000-01

 

Magnus Bjarnason aus Island hat mir seine Erfahrungen mit Projektilen, die in die Luft geschossen wurden, übersandt: 

 

Guido,

Thank you for your interesting letter.

You are right.  Bullets fired in the air kill when they come down.  During the Yugoslav War of Disintegration in the last decade I personally saw 7.62mm Kalashnikov bullets landing after being fired in the air.  The impact on the pavement breaks a piece out of the cement and the bullet tips are seriously bent (FMJ bullets).  They also break

glass windows, as expected. 

A nurse told me also (I did not see that myself) of bullets fired (sprayed) into the air in Afghanistan and upon landing one hit a child in the head.  The bullet penetrated the top of the head, the brain, and lodged in the neck, nose down.  The child survived (Ins Allah) but the bullet could not be removed because of the proximity with the nerves. 

Only idiots (like Yugoslavs and Mujahideen) fire bullets into the air over cities for fun.  It is dangerous.

Nevertheless, I have never understood why a spin (rifle) stabilized bullet turns its nose forward on the down path.    A fin stabilized bullet (like an arrow) will naturally fall with the nose first and the fins in the back because of air resistance, but theoretically, a rifle bullet should land base first if fired in the air.  Reality shows different, both in rifles and artillery grenades.

Best regards,

Magnus

 

Hier meine Antwort (er versteht recht gut deutsch):

 

Hallo Magnus,

danke für Deine Erfahrungen mit Idioten, die in die Luft schiessen. Über Geschosse (bullets) hat Dr. Beat P. Kneubuehl das Buch "Geschosse" publiziert (Motorbuch, Stuttgart). Er ist einer der besten Kenner der Ballistik und Chefballistiker der Schweizer Armee. Er hat mit seinem Labor herausgefunden, dass Geschosse bei einem Abschuss-Winkel kleiner als ca. 75 Grad mit der Spitze zurückkommen. Schiesst man steiler (ca. 75 - 90 Grad), landet das Geschoss mit dem Heck zuerst. Interessanterweise ist die Geschwindigkeit etwas höher, wenn das Heck zuerst eintrifft. Die Ballistik im Unterschall-Bereich ist bei einem rückwärts fliegenden Matchking fast ideal, da die Form ähnlich wie ein Tropfen (water drop) ist. Das hat auch Sam H. Goldstein benutzt, als er sein Subsonic-Kaliber ".338 Water Drop" entwickelte.

Die 7 GJW aus der Silhouettenpistole abgefeuert, erreicht senkrecht 2000 m Höhe und landet nach 55 - 60 Sekunden. Ich habe das kontrolliert, mitten in einem flache See, aber ich habe mich mit einem Stahlhelm geschützt.

Moderne Geschütze haben keine gezogenen (rifling) Läufe mehr, sondern schiessen aus glatten Rohren. Einige Zünder in den Köpfen von Geschossen würden durch die Fliehkräfte beschädigt. Tanks schiessen heute Pfeilgeschosse, die durch Flügel stabilisiert werden. Hier ist eine hohe Querschnitt-Belastung wichtig, also viel Masse auf kleiner Fläche. So werden die momentan in Deutschland vieldiskutierten abgereicherten Uranstäbe aus Atomkraftwerken "entsorgt". Uran wiegt rund 2,4 mal soviel wie Eisen und ist fast so schwer wie Wolfram. Pfeile landen immer mit der Spitze zuerst.

Die komplizierten Zusammenhänge des Geschossfluges sind sehr gut in Kneubuehls Buch "Geschosse" erklärt. Übrigens ist soeben eine erweiterte Neuauflage des Buches von Prof. Sellier und ihm über die End- oder Zielballistik erschienen: "Wundballistik" im Springer Verlag, Berlin. Allerdings kostet dieses Werk rund 4 x so viel. Leider habe ich die Neuauflage noch nicht, aber die alte war jede Seite wert!

 

Grüsse aus dem verschneiten Köln

Guido