Wenn einer eine Reise tut....

Alle hatten mich davor gewarnt, mit Britisch Airways zu fliegen und erst recht nicht über London. Schon gar nicht, dort die Maschine zu wechseln, sodass Waffe und Munition umgeladen werden müssen. Denn Grossbritannien hat recht seltsame Waffengesetze.

Ich probierte es trotzdem, denn ich hatte in der Vergangenheit (ohne Waffe) recht positive Erfahrungen mit dieser Airline und das Angebot war reizvoll. Zuerst wandte ich mich direkt an BEA Deutschland, die detaillierte Daten über Waffe und Munition anforderten. Diese wurden nach England in die Zentrale geschickt, die dann das O.K. gab. Ein Herr Heeren kümmerte sich darum und rief mich auch zurück, bzw. sandte Faxe.  Schlussendlich wurde alles unter meiner Buchungsnummer eingetragen und auch dem Flughafen mitgeteilt.

Am Freitag fuhr uns Michael zum Flughafen und half bei einchecken. Dort wurden wir von einem Herrn MacIntosh sehr freundlich bedient. Ich hatte den Waffenkoffer noch offen, damit er kontrolliert werden konnte. Also wurde de Bundesgrenzschutz gerufen. Nach gut 20 Minuten bequemte sich endlich ein Beamter und verglich die Waffen-Nummer mit der WBK. Da er daraus nicht schlau wurde, telefonierte er mit einem Kollegen in der Zentrale. Schlussendlich meinte er, ich könne den Koffer jetzt wieder schliessen. Er half mir, die Waffe in das Moosgummi-Etui zu stecken, den Verschluss in eine Lederhülle und alles zwischen die Munition, die in den üblichen 50er-Kunststoffschachteln steckte und nochmals in durchsichtige Kunststoffolie eingeschweisst war. Sicherheitshalber machte ich den Beamten noch auf die doppelte Verpackung der Munition und die gesonderte Verpackung der Waffe aufmerksam. Er hatte offensichtlich keine grosse Ahnung und nickte immer nur. 

Sicher ist es eine Definitionsfrage, was unter getrennter Verpackung von Munition und Waffe zu verstehen ist. Laut diversen Gerichtsurteilen darf z.B. kein gefülltes Magazin in die Waffe eingesetzt sein.  Von zwei getrennten Koffern kann keine Rede sein, da laut Beförderungsbestimmungen der Luftverkehrsgesellschaften  nur zwei Gepäckstücke pro Person befördert werden. Somit würde kein zusätzlicher Koffer mit persönlichen Effekten befördert. Als Handgepäck kann ich schliesslich weder Waffe noch Munition an Bord nehmen.

Soviel zur Theorie. Die Praxis entsprach dann jedoch nicht dieser Logik.

Der Beamte schaute noch zu, wie ich den Waffenkoffer mit Kunststoffband verklebte und zusammen mit Michael wickelte ich den Koffer ein wie einen Cocon und signierte die Kreuzungen.  Dann checkte Herr MacIntosh die normalen Koffer ein und schaute zu, wie wir den Waffenkoffer beim Schalter für Sperr- und Sondergepäck abgaben. Auch dort erhielten wir eine Quittung und Michael fuhr nach Hause.

Eine gute Stunde später ging es an Bord. Wir sassen schon auf unseren Plätzen, als eine freundliche Stewardess mich bat, nochmals von Bord zu kommen, da die Sicherheitskontrolle ein Problem hätte. Draussen stand ein Herr von der Security mit einem Beamten des Bundesgrenzschutzes. Sie hatten meinen Waffenkoffer vor sich und verlangten, dass ich diesen aufmachen soll. Mein Hinweis, dass dieser schon durch einen Kollegen kontrolliert worden sei, wurde ignoriert, mit der Bemerkung, dies könne nicht sein. Nachdem der Beamte die Waffe nochmals mit der WBK verglichen hatte, meinte er, ich solle Munition und Waffe in zwei separaten Koffern verpacken. Es sei in Deutschland verboten, Waffe und Munition im selben Koffer zu transportieren. Mein Hinweis, die Koffer seien alle schon längst an Bord, interessierte ihn nicht. Genausowenig wie meine Bitte, mir dann eine Schachtel oder ähnliches zu besorgen, da die Munition ja schon fest verpackt und versiegelt sei. Nun drängte der Verantwortliche der BEA zum Abflug. Er würde mich mitnehmen, jedoch nur ohne Munition. Da ein Wettkampf in den USA ohne Munition sinnlos ist und es die 7 GJW dort nicht gibt, lehnte ich dies ab. DER BGS-Beamte wiederum lehnte die Mitnahme der Munition ohne speziellen Koffer auch ab, obwohl diese fest verpackt war. Also suchte man meinen Reisekoffer in der Maschine, was deren Abflug deutlich verzögerte. Dann begleitete ich den Beamten auf die BGS-Wache. Dort begutachtete der Leiter nochmals die Pässe und die WBK wurde mit der Waffe verglichen. Als einige Beamte meine Karte als Bundesreferent des Bundes der Militär- und Polizeischützen entdeckten, wurden sie etwas vorsichtiger und der Beamte, der mich am Wegflug gehindert hatte, deutlich kleinlauter. 

Nun besorgte die BEA ein Beauty-Case für die Munition und dieses wurde neu eingecheckt. Auch der Waffenkoffer wurde nochmals abgegebenDer normale Reise-Koffer war jedoch nicht mehr aufzufinden. Offiziell sei er nicht in der Maschine, jedoch auch nicht mehr in Düsseldorf. Inoffiziell sagte man mir, sei er sicher schon in London. 

Die Mitarbeiter der Britisch Airwais kümmerten sich sehr freundlich um mich. Ich konnte mich in der VIP-Lounge erholen und sie sandten Faxe an Tony, der mich in L.A. abholen sollte und an den Autovermieter. Der Flug wurde auf die nächste Verbindung umgebucht. Kurz vor dem Start um 12.30 Uhr (gut 7 Stunden nachdem wir erstmals eingecheckt hatten) sprach mich der Verantwortliche BEA-Mitarbeiter nochmals an. Er musste sich schliesslich für die Verspätung des ersten Fluges rechtfertigen und ihm fehlen noch einige Informationen. Er hatte der Security-Mann, der den Waffen-Koffer herausgeholt hatte und den BGS-Beamten, der zuerst den Koffer freigegeben hatte, im Schlepptau. Interessanterweise behauptete dieser jetzt plötzlich, keine Munition im Koffer gesehen zu haben. Der Security-Mann meinte sogar, ich hätte sie nach der Kontrolle in den Koffer gesteckt. Abgesehen davon, dass genügend Zeugen da waren, die sahen, wie der BGS-Mann die Munition in die Hand nahm, wäre dies so unsinnig gewesen, dass der BEA-Mitarbeiter darauf nicht einging. Allerdings gab ihm zu denken, dass wir den Waffenkoffer nachweislich um 5.35 eingecheckt hatten, dieser jedoch erst kurz vor sieben Uhr entdeckt wurde. Wo er eine gute Stunde zubrachte, liess sich in meinem Beisein nicht mehr klären. 

Um 12.30 flog ich also endlich weg. In London suchten die BEA-Angestellten sofort meine Koffer. Kurz vor Abflug nach L.A.  kam einer extra an Bord und teilte mir mit, dass er  alle drei Gepäckstücke persönlich an Bord beordert hätte. 

Mit sechs Stunden Verspätung trafen wir dann in den Staaten ein. Dort war ich schon bekannt. Eine BAE-Angestellte führte mich zu meinem normalen Reisegepäck und eine zweite zu einem weiblicher Policeofficer, die mit Waffe und Munition auf einem kleinen Rollwagen wartete. Ich lud meinen normalen Koffer dazu und fuhr alles nach draussen. 

Wer mich vor der BEA gewarnt hatte, lag falsch. Alle Mitarbeiter der Britisch Airways in Deutschland, England und den USA behandelten uns und die Waffe sehr zuvorkommend. Man hätte mich vor dem Bundesgrenzschutz mit einem unwissenden Anfänger, einer inkompetenten Düsseldorfer Security und einem aufgeblasenen Idioten warnen sollen! Mit BEA fliege ich sicher wieder. 

Dann aber mit einem separaten Waffenkoffer und der (vorher angemeldeten und quittierten) Munition  im Reisekoffer!